Fragen an einen katholischen Pfarrer
Arbeiten an einem heiligen Ort – für den ehemaligen Pfarrer Franz Stitz ist das ganz normal. Im Interview verrät er, wer sein berufliches Vorbild war und ob Pfarrer selber auch beichten.
von Friedrich Eidmann, Victoria Wolf und Lynn Bischoff
Ein Besuch in der Kirche gehört für viele Familien zu Weihnachten dazu. Für Franz Stitz ist die Kirche jedoch ein fester Bestandteil seines Lebens. Der 88-jährige Magdeburger war über 30 Jahre lang katholischer Pfarrer und widmete sich dem Glauben an Gott und der Betreuung von fünf verschiedenen Gemeinden. Auch heute ist er noch manchmal in der Kirche aktiv, obwohl er seit vielen Jahren in Rente ist.
Gab es in Ihrer Familie bzw. bei Ihren Vorfahren noch andere Pfarrer?
Franz Stitz: In der Kirche gearbeitet hat keiner aus meiner Familie. Mein Vater war Maler und hat so sein Geld verdient. Aber meine Eltern sind von Hause aus Katholiken, weshalb meine Geschwister und ich in einer katholischen Familie groß geworden sind. Einer meiner älteren Brüder hat ebenfalls den Beruf des Pfarrers ergriffen.
Was wäre Ihre Alternative zum Geistlichen gewesen?
Franz Stitz: Als ich mit der achten Klasse fertig war, hatte ich keine Lust auf die Oberschule und wollte lieber etwas Praktisches machen. Meine Eltern haben mich an den Beruf des Druckers herangeführt, den ich dann drei Jahre lang erlernt habe. Ich habe diesen Beruf ohne Probleme ausgeübt und hätte auch ohne Weiteres in diesem Beruf bleiben können.
Wie wurden Sie dann Pfarrer?
Franz Stitz: Ich kannte von jung auf den Dienst der Seelsorger bzw. Pfarrer und auch das Leben in einer kirchlichen Gemeinde. Dadurch konnte ich mir vorstellen, dass dieser Beruf auch etwas für mich wäre. Zu der Zeit hatte ich noch kein Abitur und musste dieses dann vier Jahre an einem kirchlichen Gymnasium nachholen. Danach studierte ich in Erfurt und wurde 1965 zum katholischen Priester geweiht.
Was ist das Schönste für Sie am Beruf des Pfarrers?
Franz Stitz: Von diesem Beruf ist man erfüllt, wenn man den Eindruck hat, dass man gebraucht wird und dass man die Menschen ein bisschen froher macht oder sie tröstet. Gerade die Arbeit mit Menschen aus allen Bereichen ist für mich die Erfüllung.
Gibt es einen Moment in Ihrer „Karriere“ als Pfarrer, der Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Franz Stitz: Auf jeden Fall die Handauflegung des Bischofs bei meiner Priesterweihe und natürlich jedes Jubiläum. Aber auch, als ich in meine einzelnen Gemeinden gekommen bin.
Gibt es Sachen, die Sie am Beruf Pfarrer stören?
Franz Stitz: Was mich am meisten stört, ist der viele Verwaltungskram. Als Leiter einer kleinen Gemeinde mit eigenen Finanzen und Gebäuden muss alles in Gang gehalten und repariert werden. Da hilft man dann selber mit, was wiederum aber auch schön war, da man es zusammen mit der Gemeinde tun konnte.
Beichten auch Pfarrer?
Franz Stitz: Natürlich beichtet auch der Seelsorger bzw. der Pfarrer. Dabei sucht er sich aber den Beichtvater selber aus. Wichtig dabei ist, dass ein Beichtvater nie auch der Vorgesetzte sein darf.
Wer ist Ihr größtes Vorbild in Ihrem Beruf?
Franz Stitz: Von den Pfarrern, mit denen ich groß geworden bin oder mit denen ich dann später zusammen gearbeitet habe, waren viele Vorbilder für mich. Teilweise auch in einigen Eigenschaften.
Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus? Wollen viele junge Menschen Pfarrer werden und sich mit der Kirche beschäftigen?
Franz Stitz: Wer die Augen auf hat, weiß, dass es momentan sehr dünn aussieht mit dem Nachwuchs.
Was denken Sie, woran das liegt?
Franz Stitz: Ein Gesichtspunkt, der nun schon seit 10 Jahren breit getreten wird, auch von den Medien, ist das Problem mit dem Missbrauch. Es hat sexuellen Missbrauch gegeben und es gibt ihn nach wie vor. Das klingt für junge Leute natürlich nicht verlockend. Zum anderen ist auch der Glaube weniger geworden. Höchstens 15% der jungen Menschen kommen mit Religion als Gemeindemitglied in Berührung. Die meisten von ihnen werden von der Übermacht der Ungläubigen seelisch fast unter Druck gesetzt, dass sie sich nicht religiös engagieren sollen. Der große Grund ist die hohe Zahl an Menschen, die mit Gott, Kirche und dem Glauben nichts anfangen können.