5. October 2024

Alle Hände voll zu tun

Victoria & Lynn 

Bevor Kinder mit drei Jahren in den Kindergarten gehen, besuchen sie oft die Krippe oder werden Zuhause betreut. Aber auch die Dienste einer Tagesmutter nehmen immer mehr Eltern in Anspruch. 

Solveigh Habel, 56, ist seit 16 Jahren Tagesmutter, vorher hat sie Soziale Arbeit studiert und mit strafunmündigen Jugendlichen gearbeitet. Als Tagesmutter betreut sie bei sich zu Hause kleine Babys bis hin zu Kindern im Grundschulalter. 

Wie sind Sie dazu gekommen, Tagesmutter zu werden?

Ich bin zufällig zu der Arbeit mit Kindern gekommen. Ich wurde damals von jemandem gebeten auf das Kind aufzupassen und wollte demjenigen helfen. Das hat Spaß gemacht und dadurch bin ich dann in den Job als Tagesmutter reingerutscht. 

 

Was sind die größten Herausforderungen bei Ihrem Beruf?

Das ist die Arbeit mit den Kleinen, also den null- bis Dreijährigen, weil sie einer besonderen Aufmerksamkeit und Aufsicht bedürfen. Sie sind noch sehr klein und können unvorhergesehenes Verhalten zeigen, so dass man auf alle Individualitäten gefasst und aufmerksam sein muss. Je älter die Kinder werden, desto eigenständiger sind sie und dadurch werden die Gefahren weniger. 

 

Was macht am meisten Spaß?

Am meisten Spaß macht die Arbeit mit den Kindern, die schon sprechen können. Mit den Größeren kann ich Spiele spielen, die auch mal komplizierter sein dürfen. 

Oder ich fahre mit den Jugendlichen zum Schwimmen, Schlittschuhlaufen oder zum Bowling. Das macht mir selber auch viel Spaß. Bei den Kleinen sind es zum Beispiel die Momente, wenn sie sprechen lernen und witzige Sachen sagen. 

 

Gibt es auch Momente, in denen Sie lieber einen Bürojob hätten?

Ja, es gibt immer auch Phasen, wo ich das Gefühl habe, es wäre vielleicht nicht schlecht einfach im Büro zu sitzen und nach Feierabend damit abzuschließen. Ich bin selbstständig und muss mich um alles kümmern, angefangen vom Einkauf über Putzen und kaputtes Spielzeug reparieren oder wegschmeißen. Ich bin für alle Bereiche zuständig und komme schon manchmal an meine Grenzen. 

 

Sie betreuen sehr kleine Kinder und auch Kinder, die schon zur Schule gehen. Welche Unterschiede gibt es dabei in der Betreuung?

Der Unterschied zwischen Klein und Groß ist natürlich, dass ich mit den älteren Kindern ganz andere Sachen unternehmen kann als mit den Kleinen. Die Jüngeren brauchen eine besondere Beschäftigung und Betreuung, da sie auch emotional sehr viel enger an mich gebunden sind. Bei den Treffen der Jugendlichen bin ich mehr im Hintergrund und nicht die Hauptperson. 

 

Wie ist Ihr Tag aufgebaut?

Morgens, zehn nach Sieben, kommen die ganz Kleinen und bleiben bis zum Mittag/Nachmittag. Montags und mittwochs kommen die Kindergartenkinder, die ich früher betreut habe, um sich nochmal zu treffen und um bei mir zu spielen. Freitags kommen die Grundschulkinder. Wir frühstücken gemeinsam und ich koche auch täglich Mittagessen. Wichtig ist mir, dass wir mit den Kleinen an die frische Luft gehen. Zu meinem Konzept gehören Sprachentwicklung, Musik und Bewegung, das zieht sich durch die verschiedenen Altersgruppen. Mein Motto ist Lernen durch Spielen. 

 

Was ist der Unterschied zwischen Tagesmutter und einer Krippe? 

Bei der Krippe gibt es Wechsel bei den Erzieherinnen, wenn jemand krank ist. Oft gehen sie dort auch nicht raus, da es zu viel Aufwand wäre, die Kinder an- und auszuziehen. Bei mir ist es familiärer, da hier nicht zehn Kinder, sondern nur fünf sind, das ist eben ein kleinerer Rahmen und das finde ich besser für die ersten drei Jahre.  

 

Wie gehen Sie mit Helikoptereltern um? 

Ich teile diesen Eltern ganz klar mit, woran es liegt, dass das Kind sich jetzt nicht trennen kann. Ich habe es aber auch noch nie so extrem erlebt, da ich es immer direkt im Erstgespräch mit den Eltern kommuniziere. Die Eltern, die unsicher sind, dürfen gern vorbei kommen und sich alles angucken. So sehen die Eltern wie ich arbeite und können Vertrauen aufbauen. Dadurch fällt es ihnen meistens leichter, ihre Kinder loszulassen. Bei klammernden Kindern müssen die Eltern mir das Kind übergeben, da sie dem Kind damit zeigen, dass es bei mir gut aufgehoben ist. 

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