21. November 2024

Kleidung mit Geschichte

Jasmin Apel

Laut einer Studie des „Statista Research Departments“ aus dem Jahr 2022 nimmt der Trend, Second-Hand-Kleidung zu kaufen, momentan immer mehr zu. Woran das liegt und wo diese Kleidung herkommt – Besuch in einem Second-Hand-Laden.

“Bonnie’s Vintage” steht in dicken schwarzen Lettern über der Eingangstür. Im Laden angekommen, wird man von rhythmischer House-Musik und den Gesprächen der Leute umgeben. Der Raum ist klein, aber nicht überfüllt – eben gemütlich. Es herrscht eine entspannte Atmosphäre. Die Kunden stöbern herum – auf der Suche nach einem neuen Kleidungsstück, das den individuellen Stil ergänzt. Zwischen all den bunten Anziehsachen sitzt Bonnie an ihrem Schreibtisch und berät eine Kundin vor dem großen Spiegel gegenüber. Sie hat das Magdeburger Geschäft erst vor drei Wochen eröffnet. Für Bonnie geht damit ein großer Wunsch in Erfüllung: „Es war schon immer mein kleiner Mädchentraum, mich mal selbstständig zu machen.“, berichtet sie. 

Verkaufen tut sie Vintage-Kleidung. Genau beschreibt der Begriff Second-Hand-Kleidung, also gebrauchte Anziehsachen, die in den 2000ern oder früher produziert wurden. Diese wird gerade immer beliebter – auch in den jüngeren Generationen. Das liegt vor allem an der Nachhaltigkeit bereits produzierter Kleidung, aber auch an dem Willen der Käufer, aus der Masse herauszustechen. Sich selbst zu finden.
„Zum Teil geht es mir darum, dass die Sachen ‚gesünder‘ sind.“, erklärt Bonnie: Second-Hand-Kleidung ist schonender zur Haut – Da die Stoffe vor mindestens zwanzig Jahren hergestellt wurden, sind die reizenden Chemikalien größtenteils rausgewaschen worden. Außerdem sind die damals genutzten Materialien den heutigen qualitativ weit überlegen, da der Preisdruck in der Produktion kleiner war. 

LANGLEBIGE KLEIDUNG

Unternehmen wie die Kleidungsmarke “ARYS” verkaufen hochwertige Kleidung, die unabhängig von den aktuellen Modetrends fungiert. Ziel ist: „Eine Alles-In-Einem-Lösung für Menschen, die sich nicht so viele Gedanken über Bekleidung jeden Tag machen wollen.“, erklärt Geschäftsführer Frederik Sturm. Durch die universellen Designs mit hoher Funktionalität sind die Produkte viel langlebiger. Sein Unternehmen produziert selbst – aber nur unter abgesicherten Arbeitsbedingungen und mit angemessener Bezahlung. Außerdem sind alle hergestellten ARYS-Produkte vollständig recycelbar. 

SO FUNKTIONIEREN SECOND-HAND-LÄDEN

Aber wo bekommen Läden die Kleidung her, wenn sie selbst nicht produzieren? Die Webseite „fashionchangers“ beschriebt: Einige Läden arbeiten mit dem sogenannten “Wholesale”. Dabei kauft das Unternehmen Kleidung von Zwischenhändlern. So ist auch der Verkauf über Ländergrenzen hinaus gut möglich. Diese Methoden nutzt zum Beispiel die “VinoKilo”, eine große Modemesse, die stetig durchs Land zieht. Auch Kunden können in manchen Läden direkt verkaufen. Bis dieser Vorgang vollendet ist, sind sie weiter der Besitzer der Kleidung. Der Erwerb wird am Ende zwischen dem Laden und dem verkaufenden Kunden aufgeteilt. Vor allem stationäre Läden nutzen dieses Konzept der Warenbeschaffung. Wenn das für jemanden keine Möglichkeit ist, kann man seine Anziehsachen auch selbst upcyceln und etwas aufpeppen, oder spenden – zum Beispiel in Altkleidersammlungen.

Bonnie hat ihre Kleidungsstücke meist von Privatpersonen, die genauso eine Leidenschaft für Anziehsachen haben wie sie – selbst aber nicht verkaufen. Sie berichtet: „Ich selektiere schon beim Wareneinkauf und nehme wirklich nur das mit, wo ich von der Qualität und dem Schnittmuster auch wirklich überzeugt bin. Mein Ziel ist, dass es ein schönes Produkt ist – zwar gebraucht, aber am Ende schon fast wie neu.“

Natürlich ist Second-Hand-Kleidung optisch nicht immer makellos. Doch es sind diese Makel, die zeigen, dass die Kleidung schon viele Abenteuer erlebt hat, findet Bonnie. Die Sachen haben eben eine eigene Geschichte.

Bildquelle: Privat

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